VERA-Testhefte und Bildungsstandards

Variierende Schwierigkeit und Kompetenzorientierung

Alle Testheftversionen enthalten unterschiedlich schwierige Aufgaben, sodass individuelle Leistungsunterschiede auch innerhalb von heterogenen Klassen angemessen berücksichtigt werden. Die Kompetenzorientierung des Tests ergibt sich durch die Entwicklung der einzelnen Testaufgaben auf der Basis der länderübergreifenden Bildungsstandards.

Die Bildungsstandards bilden seit dem Schuljahr 2004/2005 die Grundlage für die Lehrpläne und beschreiben, welche Kompetenzen Schüler*innen am Ende der 4. und 9. Jahrgangsstufe in der Regel beherrschen sollen (Regelstandards). Für die Sekundarstufe I gibt es Bildungsstandards sowohl für den ersten Schulabschluss bzw. den Hauptschulabschluss (ESA/HSA) als auch für den Mittleren Schulabschluss (MSA). Das IQB operationalisiert die Bildungsstandards in konkreten Testaufgaben.

Bildungsstandards

Bildungsstandards sind fachdidaktisch begründete und auf mittlerem Abstraktionsgrad formulierte Leistungserwartungen an die Schüler*innen. Sie nehmen damit eine Mittelstellung zwischen sehr allgemeinen Bildungszielen einerseits und konkreten Aufgabenstellungen andererseits ein und setzen diese miteinander in Beziehung. Sie sind dadurch sowohl zukunfts- und verwendungsoffen als auch gesellschaftlich konsensfähig. Mithilfe der Testergebnisse kann nachgewiesen werden, wie gut Schüler*innen in der Lage sind, fachbezogene Aufgaben und Probleme zu lösen1.

Bildungsstandards bestehen dreidimensional aus

  • einer generalisierten inhaltsbezogenen Komponente (Leitidee, Basiskonzept), die am ehesten den Inhalten traditioneller Lehrpläne entspricht,
  • einer prozessual-formalen Komponente (allgemeine fachbezogene Kompetenzen)
  • und einer eher kognitiven Komponente (Anforderungsbereiche, z. B. Anwendung, Übertragung, Kritik).

Sie fokussieren auf den Kernbereich des jeweiligen Faches und zielen auf kumulatives, d. h. systematisch vernetztes Lernen ab. Ihre Schwerpunkte liegen stärker auf den prozessbezogenen und weniger auf den inhaltsbezogenen Kompetenzen.

Die Bildungsstandards der ersten Fremdsprache werden zudem auf den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen des Europarates (kurz: GER) bezogen. Diese Spezifik wird in Teil II der entsprechenden Handreichung fachspezifisch ausgeführt.

Für das Konzept der Bildungsstandards sind damit zwei Grundsätze maßgeblich:

  1. Die Standards bauen zwar auf einer (kumulativ zu erweiternden) Basis des theoretischen Fachwissens auf, zielen aber vor allem auf das reale Handeln(-Können) und reflexiv-kritische Bewerten(-Können) ab. Das Lösen von fachlichen Problemen wird über einen langfristigen Kompetenzaufbau angestrebt.
  2. Die Standards sind outputorientiert, enthalten also Zielformulierungen und geben den Lehrkräften lediglich Hinweise, wie diese Ziele erreicht werden können. Jede Schule bzw. Fachkonferenz soll in Form eines Schulcurriculums einen eigenen, den jeweiligen Schüler*innen angepassten, fördernden und differenzierenden Weg zu den Zielen finden.

Die VERA-3-Arbeiten beziehen sich auf die Bildungsstandards der 4. Klasse. Der relativ frühe Testzeitpunkt in der 3. Klasse ist bewusst gewählt, da auf diese Weise frühzeitig erkannt wird, in welchen Bereichen Stärken und Schwächen bestehen, auf deren Grundlage Fördermaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden können.

Die VERA-8-Arbeiten beziehen sich auf Bildungsstandards der 9. bzw. 10. Klasse. Der frühe Testzeitpunkt – drei Monate vor Ende der 8. Klasse – verschafft den Lehrkräften genügend Zeit, den Kompetenzstand der Klasse bezogen auf den Haupt- bzw. Mittleren Schulabschluss zu verorten und passende Fördermaßnahmen einzuleiten.

Fußnoten

  1. Das Kompetenz-Konzept der Bildungsstandards unterscheidet sich dementsprechend von den sog. Schlüsselkompetenzen (fachliche, methodische, soziale und personale Kompetenz) der berufspädagogischen Diskussion. Zum Konzept der Bildungsstandards siehe die sog. Klieme-Expertise, zugänglich z. B. hier beim BMBF.↩︎